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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 155

1888 - Berlin : Hertz
Derfflinger. 155 Glaube. In Augenblicken der Noth und Gefahr, wo Gründe und Gegengründe der Politik nicht mehr ausreichten, in den schlaflosen Nächten, die dann folgen, fleht er zu Gott, ihn finden zu lassen, was das Beste sei, und an dem, was ihm dann eingeleuchtet, hält er als von Gott eingegeben fest. Sein vertrautester Rathgeber war während des größten Theiles seiner Regierung Otto von Schwerin, welcher als erster Minister die Stelle des ehemaligen Kanzlers mit dem Titel eines Oberpräsidenten und dem höchsten Range unter allen Beamten einnahm. In militärischen Dingen aber erhielt er an dem berühmten Derfflinger eine wackere Stütze. Bei diesem, als dem ersten berühmteren preußischen Generale, wollen wir hier einen Augenblick verweilen. Derfflinger kam als armer Schneidergesell in seinem sechszehnten Jahre aus der Lehre und wollte von Tangermünde über die Elbe seinen Weg nach Berlin nehmen, die Schiffer aber wiesen ihn zurück, weil er kein Geld hatte, die Uebersahrt zu bezahlen. Traurig am User stehend sah er, daß viele Leute unentgeltlich übergesetzt wurden; er fragte, was das für Leute seien, und erhielt zur Antwort: Kriegsleute, die kämen überall frei durch. Da meinte Derfflinger, so wäre es ja besser, in der Welt ein Kriegsmann zu sein, als ein Schneider, warf unwillig sein Bündel mit dem Handwerkszeuge in den Strom und ließ sich auf der Stelle als Reiter anwerben. Wo er zuerst Kriegsdienste genommen, ist unbekannt: später trat er in sächsische Dienste, wo er, durch Muth und gutes Verhalten ausgezeichnet, bald zum Offizier befördert wurde Er begab sich im Jahre 1631 unter Gustav Adolph's Fahnen, und seine Tüchtigkeit muß sich dort glänzend bewährt haben, denn schon im Jahre 1635 finden wir ihn als schwedischen Obristlieutenant erwähnt. Er wohnte allen wichtigen Kriegsthaten der Schweden bis zum westfälischen Frieden bei; dann wurde er mit dem größten Theile des schwedischen Heeres mit reicher Belohnung entlassen. Seitdem lebte er in der Mark, wo er sich verheirathet hatte. Bald sollte er seinem neuen Vaterlande als Feldherr große Dienste leisten. Der Kurfürst bedurfte, als zwischen Schweden und Polen Krieg ausbrach, eines tüchtigen Anführers seiner Truppen, und trat mit Derfflinger in Unterhandlung; dieser stellte seine Bedingungen sehr hoch, wurde aber mit dem Fürsten einig und trat im Jahre 1655 als Generalwachtmeister in bran-denburgische Dienste: seine alte Bekanntschaft unter dem Kriegsvolke, das ehemals unter den Schweden gedient, verschaffte dem Kurfürsten viele tüchtige Offiziere, sein Name, wie seine kundige Thätigkeit förderten die Wer--bungen, und seine Anordnungen trugen viel zur Ausbildung der jungen Kriegsmacht bei, deren Stärke, Ordnung und Ausrüstung bald alle Welt in Erstaunen setzte. In den folgenden Kriegen zeichnete er sich besonders als trefflicher Reitergeneral überall höchst Vortheilhaft aus, und schon im Jahre 1657 wurde er mit großer Anerkennung seiner Dienste und Fähigkeiten zum Generallieutenant der Reiterei ernannt, bald darauf zum Geheimen Kriegsrathe, in welcher Eigenschaft er die Leitung des gesammten Kriegswesens erhielt. Im Jahre 1670 aber wurde ihm wegen seiner großen Verdienste um das Heer die höchste Würde in demselben zu Theil; er wurde zum Feldmarschall ernannt. Wiewohl er wegeu seines eigensinnigen, störrigen Wesens dem

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 667

1888 - Berlin : Hertz
Beschießung von Paris. 667 auch feine vorgeschobenen Stellungen hinter dem Mont Avron räumen mußte. Inzwischen war es gelungen, auch die Vorbereitungen zum Hauptan-<\riff gegen die Südfront von Paris soweit zu fördern, daß die Eröffnung des Feuers erfolgen konnte. In der Nacht vom 3. zum 4. Januar wurde die Armirung der Batterien gegen die Südwest-Front von Paris, vom Feinde ungestört und anscheinend auch unbemerkt, vollendet. Die Eröffnung des Feuers mußte jedoch wegen dichten Nebels bis zum Morgen des 5. Januar verschoben werden. Der Vertheidiger antwortete lebhaft aus zahlreichen schweren Geschützen der Forts und der Ringmauer, im Anfange auch von den Kanonenbooten auf der Seine. In wenigen Tagen jedoch gelang es, die Forts Jffy und Vanves, sowie die Schanze bei Villejuif fast gänzlich, das Fort Montrouge größtentheils zum Schweigen zu bringen. Die Angreifer konnten sehr bald mit Batterien weiter vorgehen und gewannen dadurch Positionen, von welchen aus ein erheblicher Theil der Stadt unter Feuer genommen werden konnte. In die Stadt selbst wurden täglich 200 bis 300 Granaten geworfen, welche ausreichten, die auf dem linken Seineufer liegenden Stadttheile, sowie jenseits der Seine Passy, Auteuil, Boulogue und Billaucourt lebhaft zu beunruhigen, den größten Theil der Bevölkerung daraus zu vertreiben und den Widerstandsgeist zu erschüttern, ohne jedoch erheblichen materiellen Schaden anrichten zu können. Mehr zu erreichen wäre nur durch deuuebergaug zum förmlichen Angriffe gegen die Forts Jffy und Vauves möglich gewesen, welcher niemals beabsichtigt wurde und von welchem man jetzt um so mehr Abstand nahm, als täglich deutlicher hervortrat, daß die Widerstandsfähigkeit von Paris ihrem Ende nahe war. Selbst wenn die Lebensmittel noch für längere Zeit ausgereicht hätten, würde die Ausdauer des Vertheidigers bald gebrochen gewesen sein, denn auch von Norden her wurde er bereits durch die weit und sicher gehenden schweren Geschosse des Belagerers mehr und mehr beengt und der Zeitpunkt war nicht mehr fern, wo auch die nördlichen Stcidttheile von Paris sich den Schrecken eines Bombardements ausgesetzt sahen. Die moralische Wirkung des Angriffs wurde um so größer, als inzwischen jede Hoffnung der Pariser aus den Erfolg der neuen Anstrengungen Gambetta's zur Rettung der Hauptstadt mehr und mehr dahinsank. Die zweite Campagne der französischen Republik. Alle Anstrengungen Frankreichs vereinigten sich fort und fort in dem einzigen leitenden Gedanken und Ziele, die belagerte Hauptstadt, als das höchste „Heiligthum" der Nation zu retten. Alles nationale Streben und die ganze Leidenschaft des erregten Volkes hatte ihren Einigungspunkt in den allseitigen Bestrebungen für die Befreiung des immer schwerer bedroheten Paris. Das deutsche Hauptquartier erkannte aus den verschiedensten Anzeichen, daß vor dem schließlichen Falle von Pari noch eine letzte große Anstrengung Frankreichs zur Rettirng der Hauptstadt zu er-

3. Geschichte - S. 52

1913 - Berlin : Oehmigke
— 52 — abkommender Gotik verziert. Die Zimmer, überdeckt von Gewölben, wurden nur wenig erhellt durch die runden, bleigefaßten, hier und da mit bunten Heiligen oder Wappen geschmückten Scheiben und boten gerade bei ihrer geringen Geräumigkeit im Winter trauliche Aufenthaltsorte. Im Sommer wurden sie wenig benutzt. Zwei Türme behüteten die Spreeseite des Gebäudes. In der ihm eigenen, schwärmerischen Frömmigkeit wandelte Friedrich der Eisenzahn, als er von Land und Leuten schied, um seine letzten Tage im sonnigen Franken zuzubringen, seine Hauskapelle zu einem Domstift um. Es war am 20. Januar 1469. Düster flammten in dem dämmernden Raume der Kapelle die Kerzen. Würzig dufteten die Kiefernbüschel, mit denen der Boden bestreut war. Vor dem Altar, umgeben von den Söhnen der Grafengeschlechter des Frankenlandes, den Hohenlohe, Ottingen und Helfenstein, den anhaltmischen Herren und den Edeln des eigenen Landes kniete Friedrich Ii. Mer dem Purpurkleid mit dem Hermelinkragen trug er die blitzende Kette des Schwanenordens. Wie aber auch ihre Glieder schimmerten, diese silbernen Sägen mit den purpurroten Herzen, dieses goldene Marienbild und der schneeweiße Schwan unten in der Binde — die tiefsinnigen Symbole bedeuteten doch nur Schmerz und getäuschte Lebenshoffnungen. Denn die Pommern waren unbezwnngen, und dem Fürsten selbst war kein männlicher Erbe gegeben; seine Söhne waren vor ihm gestorben. Heute dachte Friedrich aber nicht an das, was ihm mißlungen war; nein, er blickte mit innigem Danke darauf hin, daß ihn die Vorsehung in anderen Dingen so reich gesegnet hatte. Deshalb legte er, nachdem der Gottesdienst beendigt war, in die Hand des Geistlichen eine Urkunde, welche die Schloßpfarre zu einem Domstift erhob. In der alten Burg von 1451 haben auch Albrecht Achilles, — dieser freilich nur sehr selten — Johannes Cicero und Joachim Nestor geweilt. Hier war es, wo der weise Johann mit den Gelehrten Deutschlands verhandelte, um auch seinem Lande eine hohe Schule zu geben. Hier prägte er die Grundsätze einer wahrhaft väterlichen Regierung dem hochsinnigen Jüngling ein, der nach ihm des Staates Zügel ergreifen sollte. Im 16. Jahrhundert aber war das kurfürstliche Schloß zu Berlin-Kölln ein gar verrufenes, finsteres Gebäude. Joachim I. lebte einsam darin, und drum — so wenig er sonst die Jagd liebte:

4. Geschichte - S. 54

1913 - Berlin : Oehmigke
— 54 — junger, lebensfroher Fürst war ans Ruder gekommen. Jetzt folgte ein Fest dem andern. Joachim Ii. war ein streitbarer Held. Im Süi'fenfrtege hatte er feine Äorbeeren gewonnen, genau fo, wie^s ihm die Hähne durch ihr Krähen beim Auszug aus Berlin einst geweissagt hatten. Er war aber noch mehr ein Freund von glänzenden Feierlichkeiten. Die Bewohner von Alt-Kölln wußten von seinen Ritterspielen zu erzählen. Die prunkvollen Feste dieses Herrschers konnten daher nicht mehr in dem engen, finstern Schlosse zu Kölln abgehalten werden: ein Neubau erschien als dringende Notwendigkeit, und damit wurde Kaspar Theiß, ein berühmter Architekt aus Sachsen, beauftragt. Er löste würdig die ihm gewordene Aufgabe. Bald erhob sich an der Stelle der alten Zwingburg ein heiter-schöner Bau im Stile der deutschen Renaissance, den wir unter Zuhilfenahme der noch vorhandenen Reste und alter Abbildungen im Geiste uns wohl noch wiederherstellen können. Ein starker Turm lehnte sich an die Galerie, die den Palast mit dem auf dem heutigen Schloßplätze befindlichen, zweitürmigen Dome — dem leider verschwundenen schönsten Denkmal gotischer Architektur in Kölln — verband. Dann erblickte man das Vorderschloß, ein starkes, wehrhaftes Gebäude, an dessen hintere Front der „Wendelstieg" sich lehnte, ein Treppenhaus, „da man hinaufreiten konnte". In dem reich mit Altanen, verzierten Portalen und mit kleinen zierlichen Türmchen geschmückten Hinterschlosse befanden sich die prächtigen kurfürstlichen Gemächer. Das alles wurde von der hohen Schloßkapelle überragt. Reste' dieses Baues stehen noch heute an der Spreeseite des Königspalastes. Oscar Schwcbcl (Die Sagen der Hohenzollern). 19. Die Burg Hohen-Ziatz. Der Wetterhahn auf dem Giebel des Wohnhauses drehte sich in seinen verrosteten Angeln; der Mond sah durch die zerrissenen Wolken auf die alte Burg Hohen-Ziatz. Ein altes, verräuchertes Nest hätte es der Reisende bei Tage genannt. Auf einer Anhöhe, die aus den Sumpfwiesen vorragte, war es erbaut. Ringsum, wo die Gräben und Teiche aufhörten, zogen sich weite Föhrenwälder hin auf unebenem Boden, dessen Bestandteil, der helle weiße Sand, schon dicht neben dem schwarzen Moor-

5. Geschichte - S. 79

1913 - Berlin : Oehmigke
— 79 - 26. Das alte Berliner Rathaus. Das Rathaus der vereinigten Städte Berlin und Kölln war ein hohes und stattliches Gebäude. Wie man weiß, führte die kurze Brücke, welche „die lange" heißt, ihren Namen damals mit mehr Recht. Sie verband Kölln und Berlin; aber da, wo sie heut an der Burgstraße endet, berührte sie vorerst eine morastige Insel, über die sie hinweg nach einem nun verschwundenen Spreearm führte, der durch die jetzige Heiligegeiststraße floß. Über diesen hinweg berührte ihr anderes Ende erst das eigentliche Berlin. Also war es gewiß eine lange Brücke. Mitten auf der langen Brücke nun, wo die Sümpfe und Weideplätze fürs Vieh waren und wo unten die Färber ihr Wesen trieben, da stand das gemeinschaftliche Rathaus. In der Hast aufgeführt, weil man's bedurfte, als die Städte sich vereinigten, war es nicht so fest und von dicken Steinen, als die großen Rathäuser in andern reichen Städten. Darum dauerte es auch nicht über das Mittel* alter hinaus, und es ist keine Spur davon übrig geblieben. Kaum die Untermauern und ein Teil des Erdgeschosses waren von Stein, und wo's war, waren's nur Backsteine. Das andere ruhte auf Pfahlwerk, und die Obergeschosse waren alle Fachwerk. Aber zur Zeit, wo beide Städte dieses Rathaus zu gemeinsamer Ehr' und Nutzen aufführten, baute man in Fachwerk nicht minder kühn und lustig als in Stein und Mörtel. Da fand man dieselben Formen in den himmelhohen hölzernen Häusern wieder, über die wir in den gotischen Baudenkmälern der Vorzeit aus Sandstein und Marmor staunen. Ja, die Laune erging sich noch wunderlicher und bunter in dem gefügigen Holze, da der Stein strengere Gesetze und Regeln vorschreibt. Die überragenden oberen Geschosse mit wunderbar geschnitzten Balkenköpfen, die ausgebauten Ecktürmchen und Söller, wodurch die engen Straßen oft ganz überdacht wurden: davon war nicht der Mangel an Raum allein der Grund; es war ebenso oft die Laune des Baumeisters, der im Himmel an Spielraum gewinnen wollte, was ihm auf Erden zu schmal zugemessen war. Diese Bauten waren auch gar nicht so gefährlich, wie man meint. Schaut euch doch um in den vielen hölzernen Städten unseres lieben Deutschlands. Drei-, vier-, fünfhunbert Jahre hat ein solches Holzhaus auf dem Rücken; freilich ist der Nerv kernige Eiche. Es krümmt sich auch wohl vom

6. Geschichte - S. 88

1913 - Berlin : Oehmigke
— 88 — vervollständigen und die Bauern der Ordensdörfer zum Überfall aus die Stadt Cölln aufzubieten. Der Statthalter der Mark, Markgraf Johann, hatte gerade zu dieser Zeit eine Reise nach Palästina angetreten. Sein Stellvertreter, der Landeshauptmann von Bredow, griff befremdlicherweife nicht in die Angelegenheit ein, und so konnten die beiden erbitterten Parteien sie ungestört unter sich ausfechten. In der ersten Hälfte des September glaubte sich Nickel von Colditz stark genug, zur Ausführung der beabsichtigten Unternehmung schreiten zu können. Unter dem Wehen des Ordensbanners mit dem Johanniterkreuze brach er von Tempelhof in der Nacht mit 300 Rittern, angeworbenen Söldnern und den aufgebotenen Bauern der vier Dörfer gegen Cölln auf, um im Morgengrauen die Stadt zu überrumpeln. Der Mauergürtel von Cölln bestand aus einer mit Weich-häufern und Türmen versehenen steinernen Mauer, die bis zur Scharrnstraße teils durch die Spree, teils durch einen mit ihr parallel gezogenen Graben, dann aber bis zu ihrem Endpunkt durch morastige Wiesen gesichert war. Der letztere Teil war mithin für die damalige Kriegsführung während des Sommers fast unangreifbar. Als der schwächste Punkt dieser Befestigung durfte das von keinem Turm geschützte Köpenicker Tor (an der heutigen Roßstraßenbrücke) erachtet werden, und in richtiger Erkenntnis dieses Umstandes wählte deshalb Nickel von Colditz diese Stelle zu feiner Angriffsfront, wobei er freilich die Rückzugslinie nach Tempelhof preisgab und die Anlehnung an die Spree ihn auch der Gefahr aussetzte, bei etwaigen Ausfällen der Belagerten gegen den Fluß gedrängt zu werden. Andrerseits hatte er jedoch den Vorteil, seine rechte Flanke durch den Hauptarm der Spree und seine linke durch die große Wasserschlenke gebeckt zu sehen, die sich seitwärts der heutigen Grünstraßenbrücke bis zur jetzigen Kürafsierstraße ausbehnte. Da die Vorbereitungen zu dem Unternehmen nicht verschwiegen blieben, so waren die Bürger Cöllns und Berlins hinreichend veranlaßt, ihre Wachsamkeit zu verbvppeln und die Hilfe verbünbeter Städte heranzuziehen. Kaum hatte der Wächter auf der stäbtischen Warte in der Gegenb des Johannistisches das Signal von dem Anrücken des Feindes gegeben, als die

7. Geschichte - S. 92

1913 - Berlin : Oehmigke
— 92 — Georg nahm den Schein an, als sei den Angaben des alten Lehnsträgers kein Glauben beizumessen. Er befahl, daß Queiß sich dem Zuge nach Friedersdorf anschließen solle, damit der Schäfer in Gegenwart des Klägers seine Rechtfertigung anbringen könne. Der Alte aber dachte der Drohungen und blieb daheim; er fürchtete eine Falle für seine Person. Trotzdem setzte er seine Bitten an den Bischof wie das Domkapitel fort, nachdem inzwischen noch ein paarmal der rote Hahn auf seinem Dache gekräht hatte. Umsonst, der stolze Bischof ließ ihn jetzt seine Macht fühlen. Energisch wies er ihn ab mit dem Bescheid, er möge ihn nicht länger behelligen. Das entschied. Zwei befreundete Ritter, Nickel von Minkwitz auf Sonnenwalde und Otto von Schlieben auf Schloß Baruth, waren rasch von dem alten Queiß gewonnen, und nun ward geplant, in aller Stille den Bischof auf seinem Schlosse zu Fürstenwalde zu überfallen und auszuheben. Die beiden Ritter hatten ein Fähnlein von 60 Reitern zusammengebracht, als sie eines Tages von Sonnenwalde her ihren Rachezug antraten. Das Glück schien mit ihnen zu sein. Noch ehe sie Fürstenwalde erreichten, hatte sich der Hanse schon auf 400 freiwillige Reiter vergrößert, die sich auf dem 11 Meilen langen Wege angeschlossen hatten. In der Nacht vom 8. zum 9. Juli 1528 stiegen sie still von den Stor-kower Höhen in das Tal hinab, und bald hielt der ganze Trupp im Busch versteckt kampfbereit vor dem Spreetore von Fürstenwalde. Dieses war aber, wie vorauszusehen, geschlossen, und die Ringmauer zu erklimmen, frommte den wackeren Raubgesellen auch wenig. Man ersann eine List. Einige Leute hatten bald ausgekundschaftet, daß in der Vorstadt mehrere Fuhrleute aus Preußen auf der Rückreise von Leipzig nach der Heimat über Nacht ausgespannt hatten. Ein gewandter Diener des Ritters von Schlieben, namens Hermann Schnipperling, ward dazu oübersehen, den hinter Busch und Erlen versteckten Reitern die Tore der Stadt zu öffnen. Durch ein ansehnliches Trinkgeld überredete er die geldgierigen Polen bald, ihn für einen der Ihrigen auszugeben und ihm zu gestatten, sich ihrem Zuge anzuschließen. Als der letzte der kleinen Karawane hielt Schnipperling seinen Einzug in die Stadt. Als er nun des Torwächters ansichtig wurde, der auf der Brücke musternd stand, ritt er dicht heran und bat ihn freundlich, doch den Riemen seines Sattels etwas fester zu schnallen.

8. Geschichte - S. 102

1913 - Berlin : Oehmigke
— 102 — eine fast wüste Stätte gewesen, da zeigten sich jetzt freundliche Häuser in Menge. In dem Teile der Stadt, der Neu-Cölln genannt wurde, hatte des Kurfürsten Befehl und seine Unterstützung eine Ansiedlung geschaffen. Der Spreefluß war eingedämmt; wo feine Wasser einen Sumpf erzeugt hatten, da war alles trocken gelegt und Pfahlwerk eingerammt, auf dessen Grunde die neuen Gebäude sicher ruhten. Auf dem Mühlendamm erhob sich zu beiden Seiten eine stattliche Häuserreihe mit Bogengängen. „Ich freue mich dieses Wachsens und Gedeihens", rief der Kurfürst. „Diese Stadt hab' ich wahrlich neu gegründet. Wenn ich zurückdenke an die Tage meines Regierungsantritts — damals lag alles öde; die Häuser waren ohne Dächer, die Straßen glichen Sümpfen, und die Menschen schlichen matt und hohläugig umher. Das machte der unheilvolle Krieg, der dreißig Jahre lang getobt hat." Der Jubel des Volkes begleitete ihn, als er durch das Georgentor (bei dem heutigen Bahnhof Alexanderplatz) fuhr. Hier herrschte ein reges Treiben an den Befestigungsarbeiten; die Tortürme stiegen empor, und überall schafften rüstige Arbeiter, des Kurfürsten Plan auszuführen. 3. Die Fahrt ging nun durch das Spandauer Tor zu der Meierei Dorotheas. Die Anlagen dehnten sich weit aus, bis an den heutigen Schiffbauerdamm. Dort angekommen, fuhr man in die neue, ebenfalls von der Kurfürstin angelegte Dorotheenstadt. Zwischen den saubern und wohnlichen Häusern zogen sich gut gehaltene Gärten hin; dort grünte und blühte es luftig, und arbeitsame Leute tummelten sich dazwischen herum zu des Kurfürsten größter Freude. Bis an den Tiergarten und die heutige Behrenstraße zog sich diese neue Vorstadt. Der Wagen bog nun rechts ab in die breite, mit einer vierfachen Reihe von Lindenbäumen eingefaßte Straße, die heute „Unter den Linden" heißt. Die kräftigen Bäume waren dicht belaubt, und unter ihrem Schatten bewegte sich die Menge der Spaziergänger, das kurfürstliche Paar begrüßend. „Dort ist der erste Baum, der in diesen Boden gefetzt wurde," sagte Dorothea, „und ich pflanzte ihn mit eigener Hand". Der Kurfürst blickte gerührt auf die Linde, die ein kleines Holzgitter umgab. Dann gab er Befehl, schnell zu fahren, und bald hielt das Fuhrwerk wieder im Schloßhofe.

9. Geschichte - S. 20

1913 - Berlin : Oehmigke
— 20 — So leuchtet heute wieder aus Waldesgrün das Wahrzeichen alter Zeit dem Wanderer entgegen. Schattige Alleen führen zu zwei Klostergebäuden — Backsteinbauten des 15. Jahrhunderts —, deren frühere Bedeutung etwas zweifelhaft ist. In einem der Häuser glaubt man den ehemaligen Wohnsitz des Abtes zu sehen. Von dem eigentlichen, von einer Ringmauer geschützten Kloster ist zuerst die Kirche zu nennen, deren Bau 1180 in romanischem Stile begonnen, 1262 im Übergangsstil vollendet und 1871—77 völlig renoviert ist. An den Emporen der Kirche — einer dreifchifsigen, kreuzförmigen Pfeilerbasilika mit einschiffigem Chor und halbrunder Apsis—hängen versilberte Brautkronen und Totenkränze. Wenige Grabsteine haben sich erhalten, darunter der des Abtes Sibold, wie jener Ottos Iv., eines Schwiegersohnes Rudolf von Habs-burgs, der, das Ritterkleid mit dem Mönchsgewand vertauschend, im Frieden Lehnins nach einem bewegten Leben die letzte Ruh-statt fand. Größe und Verfall des Klosters überdauerte auch die lebende Wurzel, der es einst entsprossen. Nahe dem Altar ist der Stamm jenes Baumes eingemauert, unter dem Otto I. so folgenschwer geträumt hat. Im Querschiff finden sich Gedenksteine sür Friedrich Wilhelm Iv. und Kaiser Friedrich Hl, die beide häufiger das Kloster-besucht haben. Die östlichen Enden der Seitenschiffe sind zweigeschossige Kapellen mit alten Bildern und Kruzifixen. An der Decke sieht man undeutlich gewordene Gemälde von Märtyrern. An die Südseite der Kirche stoßen die für Schulzwecke eingerichteten Reste des Konventsgebäudes. — Im Gruftgewölbe schlummert der Stifter des Klosters, Otto I., sowie die meisten Mitglieder der ottonischen Linie der Askanier. Vorübergehend hatten auch Johann Cicero und Joachim I. aus Hoheuzollern-stamm hier ihre Ruhestätte gefunden, bis die Fürstengruft im Dom zu Berlin beendet war, und Joachim Ii. die sterblichen Überreste seines Vaters und Großvaters zugleich mit dem herrlichen Doppelgrabmal dorthin überführen ließ. Verlassen wir das Kloster, so umfängt uns tiefe märchenhafte Poesie. Wird doch das altersgraue Mauerwerk liebevoll von der ewig jungen Natur umschlungen, die mit immergrünen Ranken

10. Geschichte - S. 127

1913 - Berlin : Oehmigke
— 127 — ich allen Preußenkindern Degen und Pistolen in die Wiege geben,, damit sie die fremden Nationen von Deutschland abhalten sollen-Aber Geld braucht man auch dabei, und ich spare für die Zukunft. Also haltet wie bisher zusammen, und geht's einmal drauf, so werden wir mit dabei sein. Adjes, Happelins, ich bin zufrieden mit Ihm, brave Wirtschaft hier!" Er warf sich in den Wagen, und dieser rollte mit ihm davon. Das war eine Tagfahrt Friedrich Wilhelms I. Georg Hiltl (Preußische Königsgeschichten). 40. Berlin zur Zeit des Regierungsantritts Friedrichs des Großen. Als die vom Großen Kurfürsten angelegten Festungswerke ihre militärische Bedeutung verloren, hatte Friedrich Wilhelm L die Wälle abtragen lassen, hatte die Werke geöffnet, über die-Gräben Brücken gelegt und die Bastionen als Bauplätze benutzt. Über die alten Verteidigungswerke führte er neue Straßen. Es gab keine Festung mehr. Die Mauer, die Groß-Berlin einschloß, teils eine Palisadierung an den Landwehren, teils eine hohe Mauer von Backsteinen, war nur eine Zollschranke und der Akzise wegen gezogen; daneben sollte diese Mauer hindern, daß Soldaten echappierten. Weniger Deserteure kamen dann an den Galgen. Diese Mauer diente nicht mehr zum Schutz gegen einen Feind. Die Stadt hatte sich damit zu ihrem Vorteil verändert. Noch war manches unfertig. Der ausgedehnte Platz, auf dem das Opernhaus und die Königliche Bibliothek, auch weiterhin das Palais des Prinzen Heinrich, die heutige Universität, stehen sollten, lag noch unbebaut. Dennoch war Berlin eine schöne Stadt. Als Georg I. von England einst die preußische Residenz besuchte und mit Friedrich Wilhelm I. durch die Straßen fuhr — es lag Jahre zurück —, da hatte der englische König gemeint,. „Berlin gefalle ihm sehr gut; allein es hätte wenige und auch schlechte Türme, die doch hauptsächlich einer Stadt einen Splendeur geben." Friedrich Wilhelm hatte sich das gesagt sein lassen. Er baute sogleich einen hohen Turm zum Friedrichs-Hospital, der sehr „paradierte", er verlangte, daß der Turm des berlinischen Rathauses repariert wurde, ließ mit der Jerusalemskirche zugleich
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